Narrative im Tanz – Notiz, Schrift, Erzählung

In choreografischen Projekten entstehen Texte, die vom prozesshaften Charakter des Projekts geprägt sind: Es sind Notizen, kurze Phrasen, einzelne und verknüpfte Gedanken, Geschriebenes und Gekritzeltes – teilweise an der Grenze zum Bildlichen, teilweise als kurze Erzählungen – die wie nebenbei entstehen und den Prozess wie ein lebendiges Archiv, eine zweite Ebene künstlerischer Artikulation begleiten.

Sie werden verfasst während gesprochen wird, während getanzt wird, während die Gedanken um das kreisen was passiert oder noch passieren könnte. Sie werden potentiell von allen hervorgebracht, die in den Prozess eingebunden sind und eine weitere Ebene brauchen auf der sich der Arbeitsprozess formt – manchmal bewusst intentional, manchmal intuitiv.

Diese Texte versuchen nicht zu verstehen oder differenziert für andere zu beschreiben. Sie äußern sich nicht über den Tanz, sondern mit ihm. Die Worte, Zeichen und Gebilde entstehen mit den Körpern, machen die Räume dazwischen wahrnehmbar und lassen die Spur des Flüchtigen erahnen. Sie sind der Kern der Projekte, aus dem die Charakteristik des Prozesses und die konzeptionelle Grundlage gelesen werden können. Sie sind eine Quelle aus der die Projekte parallel zur Ratio und zur Intuition entwickelt werden können.

In dieser Recherche setze ich mich mit dieser Ebene choreografischer Projekte auseinander, um herauszufinden wie wir das im Prozess Geschriebene für die dramaturgische und choreografische Arbeit nutzen können, obwohl es häufig nebenbei und nicht intentional stattfindet, ihm zunächst (vor dem Verfassen) kein Zweck zugeschrieben ist. Ich möchte Stellenwert und Potential in den Projekten betrachten und herausfinden welche Möglichkeiten es gibt, diese Praxis des Schreibens aktiver zu betreiben und einzubinden. Dabei geht es mir um zwei Ebenen der Entwicklung und Anwendung des Schreibens in choreografischen Prozessen: Einerseits als Metaebene, die sich wie ein Quellcode fortschreibt und potentiell die wesentlichen Charakteristika des Projekts in sich trägt. Andererseits als Narrativ, das aktiv (fort)geschrieben und im Prozess wirksam gemacht werden kann.

Gefördert durch die Behörde für Kultur und Medien Hamburg